AMZ: 41 – 1839

Januar. No. 4. P.70.

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Schlüsslich kann ich Ihnen noch die erfreuliche Nachricht mitteilen, dass die neue komische Oper Ihres Regisseur’s Lortzing: “Czaar und Zimmermann” durch die anziehende Handlung und natürlich melodische Musik bei der vorzüglichen Ausführung so allgemein gefallen hat, dass viele Gesänge applaudiert, das letzte Lied de Czaars da Capo und nach der Oper alle Hauptpersonen hervorgerufen wurden. Die echt komische, teutsche Original-Oper ward am 7.d. bereits wiederholt. Das Nähere darüber im Januar-Bericht, indem ich hiermit die musikalischen Notizen des jahres 1838 beende, und mich Ihrem, wie dem Wohlwollen der geehrten Leser, als Ihr getreuer Korrespondent bestens empfehle.


Februar. No. 8. P.144.

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Das königliche Theater hat eine neue Oper: “Zar und Zimmermann,” mit Musik von Albert Lortzing, mit allgemeinem Beifall gegeben, so dass solche 3 – 4 Mal im Laufe des vorigen Monats wiederholt wurde. Über den Wert und die Wirkung diese echt komischen Singspiels, welches nicht minder durch die szenische Gestaltung des unterhaltenden Stoffes, als die gefällige, natürliche Musik anspricht, kann Ref. nur dem in No. 31 des vorigen Jahrganges dieser Zeitung ausgesprochenen, wohl motivierten Urteile beistimmen. Die Besetzung der Oper war hier ganz vorzüglich, und eben so sorgfältig die Aufführung vorbereitet und gelungen. Der Zar Peter wurde von Herrn Zschiesche kräftig und wohlklingend gesungen. (Das sentimentale Lied im dritten Akt musste jedesmal wiederholt werden.) Im Spiel hätte freilich noch etwas mehr Würde in den Szenen hervortreten können, wo der Zar nicht allein als Zimmergesell erscheint. Ganz in naiv derber Haltung als Letzterer zeigte sich Herr Bader in der ihm sehr zusagenden Rolle des Peter Iwanow; eben so eignete sich Herrn Blume’s natürliche Komik ganz für die Darstellung des Bürgermeisters von Sardamm, wie Dem. Grünbaum dessen Nichte sehr launig repräsentierte. Am meisten gefielen Mariens erste Arie, van Bett’s komisches Selbstlob in der Arie No. 4; dessen Duett mit Iwanow, das erste Finale, des Marquis Romanze, vor allem aber das dramatisch ganz vorzüglich wirksame Sextett des zweiten Akts, auch Mariens Lied nach einer russischen Nationalmelodie, die belustigende Probe der Festkantate im dritten Akt, das schon erwähnte Lied des Zaren (welches dem Ref. Indes ganz gegen den Charakter des Zaren zu sein scheint), das darauf folgende, sehr wirksame Duett von Marie und Iwanow, so ziemlich fast alle Musikstücke der nur gegen den Schluss ermattenden Oper. – Der Komponist hat auf die an ihn ergangene Einladung einer der letzteren Vorstellungen seines achtbaren Werks beigewohnt, und soll von der Intendanz veranlasst worden sein, auch seine zweite komische Oper: “Die beiden Schützen” einzureichen. Es ist in der Tat höchst erfreulich, einmal wieder eine teutsche heitere Oper mit Erfolg aufgenommen zu sehen. – (…)


Februar. No. 9. P.166.

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Unsere Bühne brachte im verflossenen Jahre zwar 15 Neuigkeiten, nämlich 6 Opern: “Belisar,” “Die Jüdin,” “Die Braut von Lammermoor,” “Die beiden Schützen,” “Der Alchymist” und “Ludovic,” wovon sich die drei ersten auf dem Repertoire erhielten, und die letztgenannte einen furchtbaren Fiasko machte. (…)


Mai. No. 18. P.344

Die beide Schützen,
komische Oper in drei Akten. Musik von G. Albert Lortzing. Vollständiger Klavierauszug vom Komponisten. Leipzig, bei Jul. Wunder. Preis 6 Thlr.

Zar und Zimmermann, oder die beiden Peter, die zweite überall, wo sie gegeben wurde, sehr beifällig aufgenommenen Oper dieses Komponisten, haben wir im vorigen Jahrgange S. 501 u.f. ausführlich besprochen. Was dort über das Verhältnis der komischen Oper u. dergl. Gesagt wurde, setzen wir hier voraus und fügen nur hinzu, dass die Anzeige dieses ersten Bühnenwerkes des genannten Mannes nur darum jenen nachfolgt, weil es später im Druck erschien. Dass die beiden Schützen vom Publikum mit gleichem Beifalle aufgenommen wurden, ist bekannt; die Zusammenstellung des Opernbuches ist sowohl in der Wahl eines schon szenisch bearbeiteten Gegenstandes als in der Art der Ausführung nach gleichen Ansichten und Erfahrungen nicht minder vorteilhaft; selbst im Wesentlichen der Musik muss diese erste Oper der zweiten fast gleichgestellt werden, nur dass die zweite (Zar und Zimmermann) schon routinierter ist, als die erste, was auch bereits ausgesprochen wurde. Sind wir also hier kürzer, so liegt der Grund durchaus nicht in irgend einer Geringerschätzung, sondern darin, dass wir uns nicht gern unnütz wiederholen; er gilt im Allgemeinen, was wir am angeführten Orte über die zuerst gedruckte Oper bemerkten.

Man weiß, dass der Operntext nach den bekannten “beiden Grenadiere” gearbeitet ist, dass der Hauptknoten des Ganzen in einer Verwechslung der Tornister liegt, weshalb sie auch “die beiden Tornister” heißen könnte, und dass sie unter die ländlichen Spiele gehört, folglich die hohen Herrschaften ausschließt; sie wird also zuweilen etwas derb in’s gewöhnliche Leben eingreifen, was immer und besonders jetzt noch unterhaltender ist, als zu viel Gift und Dolch. Die vornehmste Person ist der Amtmann Wall, dessen Sohn, Tochter und Vetter im Spiele sind; dann der Gastwirt Busch mit Sohn und Tochter, zu denen noch die Haushälterin Jungfer Lieblich, ein Dragoner Schwarzbart und ein invalider Unteroffizier Barsch sich gesellen. Chöre der Soldaten und der Landleute sind in der Ordnung. Nach leicht gehaltener Ouvertüre singt der Chor der Landbewohner mit dem Gastwirt von der Freude des Wiedersehens der Ihrigen; Busch ladet sie für den Abend auf ein Glas Wein. Karoline und Suschen (Soprane) singen ihre Wonne mit dem Gastwirt, halten ihre Liebe geheim, woraus sich durch den schwerhörigen Busch heitere Situationen herbeiführen. Wilhelm, des Amtmanns Sohn, einer der beiden Schützen (Bariton), zeigt sich in seiner Arie lebenslustig und soldatisch brav. Er trifft mit Schwarzbart die beiden Mädchen und singt sie galant an, worüber keine böse ist, wohl aber ist der Dragoner über Wilhelms feurige Keckheit erstaunt. Busch hält den Wilhelm für seinen Sohn, der Dragoner geht des guten Quartiers wegen auf den Spaß ein, wogegen sich Wilhelm sträubt zum Verdruss der beiden Anderen. Karoline und Suschen kommen dazu und vernehmen die neue Mähr; Wilhelm umarmt Suschen und erklärt sie für sein Liebchen, das er freien werde, wobei man ihn freilich für rappelnd erklärt, aber doch seiner fröhlichen Laune wegen allgemein mit ihm zufrieden ist. – Im zweiten Akt tritt der rechte Sohn des Gastwirts Gustav auf, zweiter Schütze, und begrüßt seine heimischen Fluren und im Herzen die Braut, die bald erscheint, ihn aber für den falschen hält und doch sich zu ihm hingezogen fühlt, auch sich recht hübsch in seine Freundschaft findet. Busch hingegen will bald darauf den rechten Sohn nicht anerkennen und behandelt ihn grob. Unterdessen hat Peter, der Vetter, der von Gustav geschlagen wurde, den Amtmann geholt; Gustav soll arretiert werden. Karoline kommt zu dem Lärm und hört von ihm selbst, dass er sich für des Gastwirts Sohn ausgibt, worüber der Alte wieder zornig wird. Der Amtmann will Beweise und diese sollen im Tornister sein; wird untersucht und in der gefundenen Brieftasche steht “Wilhelm Stark.” Gustav erklärt diese Papiere nicht für die seinen; es glaubt ihm Keiner. Viele Liebesbriefe von der schwarzen Nanette, die sich finden, machen auch Karolinen stutzig. Ein noch vorgefundenes Lotto billet, das eine Terne gewinnt, kann den in Verdacht gezogenen immer nicht dahin bringen, den Tornister für den seinen zu erklären. Karoline schöpft wieder Hoffnung und Glauben an seine Ehrlichkeit, worin ihr die Übrigen nicht beistimmen. Gustav soll in’s Gefängnis; in einem Solo, treuherzig betrübt, klagt er über seine Verstoßung aus dem Vaterhaus, das er schon so früh verlassen musste. Peter sucht den Eindruck zu verwischen, Karoline verteidigt den Beschuldigten und nennt Peter im Eifer einen dummen Jungen; der Amtmann beschwichtigt den Vetter, der Gastwirt beklagt, im Gewirre nichts zu verstehen. Endlich werden die Leute durch Gustav’s festes Betragen doch milder für ihn gestimmt, obgleich der Schein gegen ihn ist. – Den dritten Akt eröffnet Karoline mit dem Geständnis ihrer Liebe zu ihm, dessen Auge ohne Falsch ist, ein Spiegel der Seele. Nach Peters ihm angemessenen Liede gerät er in Fährlichkeit vor Wilhelm und dem Dragoner; Karoline hilft ihm zu entkommen. Ein zärtliches Duett zwischen Gustav und Karolinen erbaut dazwischen weiche Herzen. Und in der Nacht wird ein Septett laut: Gustav sucht Karolinen, Wilhelm Suschen; die Mädchen sind erschrocken, aber doch da und nicht abgeneigt: “O wie würde Vater schelten, fände er versteckt mich hier. Pst pst! Ich bin hier! O bitte, nähern Sie sich mir!” – Gleich darauf wird, ein wenig unpraktisch, für die Zuhörer erlustigend genug, von allen Vieren der Nacht und der Liebe eine Hymne gesungen: “O stille Nacht, in deines Schattens Kühle Und von keinem Späherblick belauscht, Möcht’ ich teilen jene Hochgefühle, Die mich liebeglühend heut berauscht. An Liebchens Brust Ist Götterlust, Wenn man sich treuer Lieb’ bewusst” u.s.w. Unglücklicher Weise kommt nach gehöriger Beendigung der Hymne der Dragoner in ganz anderer Absicht; bald darauf Peter, Suschen in’s Gartenhaus nachschleichend. Man merkt, dass sich die Gesellschaft vermehrt hat, und Jungfer Lieblich vermehrt sie noch mit ihrer neugierigen Gegenwart. Jetzt ertönt’s von Seiten der Männer: “Wer da?” Alle sind einig: “‘s ist nicht ratsam, noch zu bleiben, fände ich doch nur die Tür.” Beim Herumtappen erwischt Gustav die Jungfer Lieblich, Wilhelm den Peter und die Mädchen den Dragoner. – Nach langem Austausch verschiedener Empfindungen an einem dunkeln Platze tritt der Amtmann und der Chor mit Lichtern ein. Der Unteroffizier spricht: “Die Sache macht sich.” Das tut sie auch, denn im kurzen Finale schwören die beiden Schützen ihren Mädchen ewige Treue, worauf diese bauen, und die Andern tun es ihnen zu gefallen.

Und die Musik? Ihr Wesen haben wir bereits, wie gesagt, in der Anzeige des “Zar und Zimmermanns” beschrieben. Sie sucht nicht nach Unerhörtem, greift nicht in’s Tiefe, oft ein misslicher Griff; ist nicht originalsüchtig, auch nicht immer eine besondere Freundin jener nach Mephistopheles Vorspruch von Vielen grau benannten Theorie, vielmehr nimmt sie, leicht in sich, die Zeit, wie sie ist, gefällig ihrer Neigung, dabei anspruchslos, heiter, unterhaltend geschickt, und gewandt genug, das Geltende und frisch Ansprechende ohne Zeichen von Ziererei oder angestrengter Mühe zu treffen. Und so wird auch diese Oper fernerhin auf den Brettern und in geselligen Kreisen gut unterhalten, wie sie es bereits getan hat. Es wäre auch dreifach wunderlich, wenn es nicht der Fall wäre, da uns manche ausländische Opern beglücken, die weder an Heiterkeit noch an leicht ergötzlichem Gehalt sich mit den beiden teutschen von Lortzing messen. Endlich ist es uns wahrhaft lieb, wenn Teutsche, die man sich immer gern im Karaktermantel eines faltenreichen Gewandes denkt, einigen leichten Nachbarnazionen tatsächliche Beweise, dass wir – auch schwärmen können. Dergleichen teutsche Opern komischer Art sind jetzt recht wohlgetan.
G.W. Fink.


Juli No. 28 P.544

Leipzig, den 5. Juli;
[ Concert by the Alto Botgorscheck ]
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Ein Duett aus der Oper Zar und Zimmermann gaben die Herren Berthold und Lortzing zum Besten, sowie (…)


Juli No. 29 P.563

Ballet (Tanz mit Holzschuhen) aus der Oper: Zar und Zimmermann von G.A. Lortzing. Ebendaselbst. Preis 6 Gr.

Diese komische Oper hat sich, wie man weiss, sehr beliebt gemacht. Der hier für zwei Hände arrangierte Tanz ist ein ausgeführter Walzer, 3/4, es dur, leicht zu spielen, im Basse meist mit vollgriffigen Akkorden, den Tanzliebhabern gewiss willkommen.


September No. 37. P.723

Nachrichten.
Berlin, 31-8-1839
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Die zweite neue Oper, welche das königl. Theater im August zur Ausführung brachte, war die früher zurückgewiesene, nach dem unerwartet günstigen Erfolge des beliebten “Zar und Zimmermann” jedoch von der Intendanz reklamierte komische Operette: “Die beiden Schützen,” mit Musik von Albert Lortzing. Über die Komposition ist bei Gelegenheit der Beurteilung des Klavierauszuges schon in dieser Zeitung ein Näheres geäußert, daher ich mich darauf beschränke, zu berichten: dass auch dieses Singspiel, der zwar gewöhnlicheren, doch heiteren Handlung und komischen Charaktere wegen, wie durch die leicht fassliche, natürliche Musik, bei der ausgesucht vorzüglichen (dennoch aber nicht ganz angemessenen) Besetzung der Rollen allgemein gefallen hat, wenn auch etwas, fast an Trivialität grenzende Gewöhnlichkeit und häufige Reminiszenzen in der Musik nicht zu verkennen sind. Den meisten Beifall erhielten das Terzett No.2, das Quar tett No.4, das Quintett No.6, wie überhaupt alle Ensemble-Stücke, vorzüglich das melodische, charakteristische und echt komisch gehaltene Septett No.7 im dritten Akt. Auch die Lieder gefielen mit Recht, weniger die im älterer Form behandelten Arien und Duette. Die beiden Liebhaberinnen waren durch Fräul. v. Fassmann und Dem. Schulze zwar ausgezeichnet, von Seiten des Gesanges, besetzt; doch dürfte Dem. Grünbaum sich, ihres naiven Spiels halber, mehr für die Darstellung der Karoline, und Herr Mantius sich für den Gustav, als sentimentalen Liebhaber, besser geeignet haben. Herr Bötticher gab den Schützen Wilhelm lebendig und sang die Baritonpartie vorzüglich. Auch die Herren Eichberger, Fischer, Zschiesche und Michler, wie Frau v. Wrochem als Haushälterin wirkten mit besten Kräften zur guten Aufnahme der belustigenden Operette mit. Am meisten aber trug dazu die, zwar etwas übertriebene, doch seht ergötzliche Komik des Herrn L. Schneider als Peter mit bei. Die Erzählung der Prügelei beim Tanz des Hochzeitfestes in der vom Darsteller eingelegten Arie, No.8 mit Musik von Lortzing, wurde höchst gewandt durch Gesang, Rede und Tanz versinnlicht. – So wird denn auch dies ältere dramatische Musikprodukt des Bühnenkundigen Komponisten sich hier wohl auf dem Repertoir erhalten, da es mit so viel Vorliebe in Szene gesetzt und vom Publikum aufgenommen worden ist.

Mehr Kunstwert hat indess jedenfalls “Zar und Zimmermann.” (…)


Oktober. No. 42. P.822

Nachrichten.
Leipzig.
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Am 20. September wurde hier, seitdem drei Male wiederholt, in unserm Stadttheater “Caramo, oder das Fischerstechen,” komische Oper in 3 Akten, nach St. Hilaire und Duport frei bearbeitet und komponiert von G.A. Lortzing mit vielem Beifall aufgeführt. Der beliebte Komponist der beiden Schützen und des Zar und Zimmermann wurde nach Beendigung seines neuen Werkes gerufen. Künftig Näheres über diese Oper, da wir sie bis jetzt nur einmal hören konnten.
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Dezember. No. 51. P.1028

Vermischte Anzeigen.
(…)
Figaro. Sammlung launiger und scherzhafter Gesänge mit Begleitung des Pianoforte. Herausgegeben von Albert Lortzing. Heft 3. Ebend. [= bei Jul. Wunder] Preis 12 Gr.

Die beiden ersten Lieder, von C. Albrecht komponiert, sind heiterer, aber nicht scherzhafter Liebe geweiht, die Texte von H. Kletke, leicht und hübsch; ein Champagnerlied, gedichtet von Eckhardt v. Berge, hat F.H. Truhn in eine klingende Polonaise gebracht mit Refrain eines Männerchores. Mein Wunsch, von Ernst Vincke, komponiert von Lortzing, bringt einen eigenen Rhythmus in’s Polonaisenartige und Heitere. Die scherzhafte Schlussarie auf einen einzigen Ton (f ’) zu singen, hat Herr A. Albrecht durch die Begleitung mannichfach zu machen verstanden. Das Ganze diese Heftes ist also im Sinne der früheren gehalten.


Dezember. No. 51. P. 1031

Nachrichten.
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Königl. Theater, Berlin. (…) Auch “die beiden Schützen” von Lortzing füllen noch immer das Haus. Weshalb “Zar und Zimmermann” schon längere Zeit zurückgelegt worden, ist nicht wohl erklärlich. (…)


AMZ: 42 – 1840 ›