Adolf Glaßbrenner: Kaspar, der Mensch (1850)

II. Act, “Chor der Reformer”.

1.
Sonst liebte ich Scepter und Krone und Stern,
Jetzt wünsch’ ich zum Teufel den König und Herrn!
Sein Stern ist mein Elend, die Krone mein Leid;
Er schwur mir die Freiheit, frech brach er den Eid!
Doch, Brüder, wir wühlen, die Saat wird gedeih’n:
O selig, o selig, ein Wühler zu sein!
O selig, o seeeelig, ein Wühler zu sein!

2.
Schützt, Herrscher, im Glanz und der Hoheit, o sprich!
Die glücklich situirte Minderheit Dich?
Wir waren’s, das Volk, das geknechtet so tief!
Nun aber, nun wühlen Dein Grab wir, Khalif!
Die Schande der Menschheit, bald deckt sie ein Stein:
O selig, o selig, ein Wühler zu sein!
O selig, o seeeelig, ein Wühler zu sein!

3.
Nicht sollen verprassen den Reichtum des Reich’s
Die Emire, Bonzen, Maitressen und Scheich’s;
Der Wille des Volkes, der Lohn wie die That,
Die Bruderhand Allen: das sei unser Staat,
Und Cultus die Schönheit, Sang, Liebe und Wein:
O selig, o selig, ein Wühler zu sein!
O selig, o seeeelig, ein Wühler zu sein!


Eine Whistgesellschaft! Vorerst nur ein Tisch mit einem Strohmann. ›