Dr. Ernst Schmidt – Deutsches Czaarenlied 2

Einst spielt ich dem Volke Komödie vor,
Bis endlich zuletzt die Geduld es verlor.
Es machte Spektakel, das war mir doch neu!
Zum Glück blieb die brave Armee mir noch treu.
Krawall überall – halt, da fiel mir was ein:
O selig, der Kaiser von Deutschland zu sein!

Drei Tage lang schoß ich dem Volke was vor,
Dann hielt ich ‘ne Rede, süß kitzelnd das Ohr.
Ich wollt’ an der Spitz’ der Bewegung mich seh’n,
Das hieß: sichern Fußes zum Kaiserthron geh’n.
Der Plan was gewiß doch recht schlau und recht fein –
O selig, der Kaiser, der Kaiser von Deutschland zu sein!

Da brütete Frankfurt die Grundrechte aus,
Die deutsche Verfassung, O heilloser Graus.
Der Kaiser braucht’s Veto doch rein absolut,
G’rad so wie mein Schwager die freundliche Knut!
Ja mit diesem Veto, da schlüg’ ich wohl ein.
O selig, der Kaiser von Deutschland zu sein!

So war denn gescheitert der künstliche Plan,
Ich fing nun das Ding etwas häuslicher an.
Ihr habt mir gelassen ein volles Jahr Zeit,
Nun kommt’ mal, schon steht die Armee wohl bereit.
Ihr werdet Euch fügen, sonst schlage ich drein –
O selig, der Kaiser von Deutschland zu sein!

Was soll die Verfassung von Frankfurt denn mir?
Hier die octroyirte, die nehmt ruhig ihr!
Erreicht ist mein Ziel, ich bin Reichsmajestät,
Und Deutschland wird ……..’e Provinz jetzt versteht!
Schon eilet mein siegreiches Heer nach dem Rhein –
O selig, der Kaiser von Deutschland zu sein!


Source: Axel W.-O Schmidt: Der rothe Doktor von Chicago – ein deutsch-amerikanisches Auswandererschicksal.
Frankfurt am Main 2003, pg. 467


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