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Lorenz, Oswald: Leipzig, 21. Sept., in: NZfM 11 (1839/2), Nr. 25, 24. Sept. 1839, S. 100
Gestern wurde Lortzing’s neueste Oper: Caramo oder das Fischerstechen, Text frei nach St. Hilaire und Duport, zum ersten Male gegeben, und mit gleichem Glück wie die beiden früheren. Eine Verwechselung zweier Personen bildet auch in dieser Oper wie in den beiden Schützen, und den beiden Petern den Faden, der eine Reihe unterhaltender und lächerlicher Scenen zusammenhält. Wie früher Czaar und Zimmermann, so stehen sich hier Prinz und Fischer gegenüber. Der Prinz sucht einem glänzenden Käfig, in dem er sehr gegen seinen Wunsch sich befindet, dadurch zu entkommen, daß er den Fischer Caramo in seine Kleider steckt, der verwunderlich genug unter der hohen Noblesse, seiner Umgebung, herumhanthiert. Zu mannichfaltigerer Belustigung durch das Ballet gibt ein festlicher Fischeraufzug Gelegenheit. – Die Musik theilt mit der zu Czaar und Zimmermann gleiche Vorzüge, namentlich in Beziehung der leichten, fließenden Führung der Gesangstimmen, der klugen und gewandten Benutzung des Orchesters zu Massen- und Einzelwirkungen, der dramatischen Lebhaftigkeit, mit der sie namentlich die komischen Momente unterstützt und deren Wirkung oft sehr drastisch steigert, wie auch die Formenfertigkeit und Sicherheit den erfahrenen Bühnenkünstler verräth. – Jede Nummer der Oper wurde applaudirt und der Componist am Schluß gerufen. –
Truhn, Hieronymus: Aus Berlin, in: NZfM 11 (1839/2), Nr. 36, 1. November 1839, S. 143-144
Eine komische Oper „die beiden Schützen“ von A. Lortzing, in Leipzig schon vor Jahr und Tag gegeben, im Clavierauszuge erschienen, recensirt und applaudirt usw. wurde bald nach Mercadante’s. „Schwur“ im königl. Opernhause aufgeführt, und zwar mit weit mehr Erfolg, als die Oper des Italieners. Der Werth dieser ersten Oper unseres talentvollen Landsmannes wurde indeß nicht so hoch angeschlagen, als der der zweiten Oper „Czaar und Zimmermann“, die früher bei uns als die erste mit noch größerem Erfolg aufgeführt wurde. Die Musik ist der des „Czaaren“ insofern sehr ähnlich, als sie ebenfalls melodiös, größtentheils gut, oft witzig declamirt, und bescheiden hinsichts des Sängers instrumentirt ist, und sich ein besonders originelles Colorit eben so wenig geltend macht, wie in der zweiten Oper. Jedenfalls ist Lortzing’s Musik, und namentlich „Czaar und Zimmermann“ mehr werth, als die „Regine“ des Herrn Adam, die in der Königsstadt erschien und verschwand, und obenein ein sehr interessantes Buch für sich hat. Ueberhaupt ist Lortzing’s gefälliges Talent geeignet, den Ueberschwemmungen der Pariser Opéra comique in Deutschland eine Schranke entgegen zu stellen und für die musiktheatralischen Bedürfnisse des Tages mit Anstand zu sorgen.
Die Oper (die beiden Schützen) wurde gut ausgeführt, die Hauptpartieen waren in den Händen der Damen v. Faßmann und Hedwig Schulze, der HH. Bötticher, Eichberger, Fischer, Schneider und Zschiesche. Frl. Schulze überraschte durch gewandtes Soubrettenspiel und eine gewisse derbe Naivität, beides kaum zugetraut. Hr. Schneider überdummte den Dümmling, nachdem er in der er- [/144] sten Vorstellung, ohne Uebertreibung, sehr beifallswerth gespielt.
Die erste Aufführung dieser Oper hatte noch dadurch etwas Interessantes, daß Ritter Spontini nach überjähriger Abwesenheit unerwartet in einer Loge des ersten Ranges erschien, um die Freude zu haben, daß dies die zweite deutsche Oper desselben Componisten sei, die in der kurzen Zeit von acht Monaten auf der königl. Oper mit Beifall gegeben wurde. […]